21.9.07

wissen macht ah?

"Ich bin manchmal traurig, wenn es in unserer Gesellschaft viel Unwissen oder Unverständnis über wichtige Dinge gibt. So etwas wie die "Sendung mit der Maus" ist ja oft nicht nur für Kinder lehrreich."
[Angela Merkel im Bunte-Interview]

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die sonnenseite der globalisierung

"Außerdem soll die deutsche Popmusik im Ausland bekannter werden."

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20.9.07

die schattenseite der globalisierung

"... live aus dem easyCredit-Stadion"

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15.9.07

die verona feldbusch der innenpolitik

Dummheit ist laut Wikipedia "das Unvermögen, aus Wahrgenommenem die richtigen Schlüsse zu ziehen". Allerdings ist nicht jeder, der dummes Zeug redet, auch wirklich dumm. Oft ist es sehr nützlich, sich dümmer zu stellen als man eigentlich ist. Verona Feldbusch hat es mit dieser Strategie im deutschen Werbe- und Showbusiness zu Geld und einiger Berühmtheit gebracht.
In der Politik scheint Wolfgang Schäuble nun denselben Weg gehen zu wollen.

Seine Thesen, das Internet sei eine "virtuelle und exterritoriale, zugleich aber reale und höchst gewalttätige Gegenbewegung zur westlichen Demokratie" und Plattformen wie second life machten "Menschen aus unserer Mitte" zu Extremisten und Mördern, lassen auf den ersten Blick auf das oben beschriebene Phänomen schließen: eine bemerkenswerte Unfähigkeit, aus Beobachtungen die richtigen Schlüsse zu ziehen. Die ersten Reaktionen auf seine Äußerungen sprechen dann auch von "skurriler Logik" oder "wirren Äußerungen". Thomas Knüwer bringt die Kritik auf den Punkt:
"Es ist bemerkenswert, wie ein Mensch, dem viele Intelligenz bescheinigen - ich konnte sie bisher an keinem Punkt der aktuellen Diskussion ausmachen -, völlig unfähig ist, aktuelle Entwicklungen in seine Analyse einzubeziehen."
Unfähig also, aus Wahrgenommenem die richtigen Schlüsse zu ziehen. Aber ist Schäuble tatsächlich so dumm wie seine Kritiker vermuten? Jeder, der schon mal entfernten Kontakt mit dem "politischen System" hatte oder auch nur jemanden kennt, der schon mal was mit Politik zu tun hatte, weiß, dass "Unwissen" und "Dummheit" eines der geringsten Probleme in unseren Ministerien ist. Jeder Minister hat unendlich viele hochrangige Experten in seinem Haus und wenn das "hauseigene" Wissen nicht reicht, dann werden eben externe Forschungsinstitute beauftragt. Von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen machen unsere Minister von dem Fachwissen in ihren Ressorts auch tatsächlich Gebrauch. Nicht zuletzt dann, wenn sie sich eine Rede schreiben lassen.

Auch Schäuble tut das. Dass seine Rede bei der Konrad-Adenauer-Stiftung kein spontaner Einfall war, sondern minutiös vorbereitet wurde, erkennt man an Formulierungen wie dieser:
"Das Internet ist heute so etwas wie die universelle Plattform des heiligen Krieges gegen die westliche Welt. Es ist Kommunikationsmedium, Werbeträger, Fernuniversität, Trainingscamp und Think Tank der Islamisten zugleich."
So etwas fällt einem nicht spontan ein. Da haben Fachleute stundenlang herumgefeilt bis es perfekt war ... bis in den Satzrhythmus hinein.

Ob Schäuble intelligent ist weiß ich nicht. Aber dumm ist er bestimmt nicht. Vor allem seine dümmsten Äußerungen sind wohlüberlegt. Seine jüngste Warnung, ein terroristischer Atomschlag in Deutschland sei nur eine Frage der Zeit, ist das beste Beispiel dafür. Ähnlich wie sein Vorbild Verona Feldbusch stellt Schäuble sich in der Öffentlichkeit gerne mal dumm, um dann in seiner wirklichen Arbeit umso erfolgreicher wirken zu können.

Sein heimliches Motto lautet: "BMI - Da werden Sie geholfen".

14.9.07

die autokanzlerin

"Die Soziale Marktwirtschaft ist ganz wesentlich auch mit der Tatsache verbunden, dass die Erschwinglichkeit eines Autos und die Auswahlmöglichkeit heute für sehr, sehr viele Menschen in unserem Lande gegeben sind."


[Eröffnungsrede von Angela Merkel auf der 62. IAA]

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12.9.07

meldepflicht für terroristen

"Berlin (jwd) - Angesichts der wachsenden Bedrohung durch den internationalen Terrorismus hat das Bundeskabinett heute die Einführung einer Meldepflicht für Terroristen beschlossen. Amtsbekannte Gefährder und Terroristen müssen sich demnach künftig vor jedem Anschlag auf einem Polizeirevier ihrer Wahl melden, wo sie in einem Vier-Augen-Gespräch über die Rechtslage belehrt werden. Nach Auskunft des Bundesinnenministeriums soll mit dieser Maßnahme verhindert werden, dass Terroranschläge ohne Kenntnis der zuständigen Sicherheitsbehörden in Deutschland geplant und durchgeführt werden können.

Wie viele Personen derzeit in der "Gefährder-Datei" des Innenministeriums erfasst und damit unmittelbar von der neuen Regelung betroffen sind, konnte der Sprecher nicht genau mitteilen, fügte aber hinzu, dass sich die Zahl der meldepflichtigen Terrorverdächtigen voraussichtlich im niedrigen zweistelligen Bereich bewege. "Niemand braucht sich jetzt Sorgen zu machen. Es geht hier vielleicht gerade mal um 8 bis 10 Fälle pro Jahr". Allerdings befinde sich die Datei derzeit noch im Aufbau, insbesondere über die genauen Erfassungskriterien werde noch gestritten.

Das 'Gesetz zur Einführung einer Meldepflicht für Terroranschläge amtsbekannter Gefährder und Terroristen' (Bundesterroranschlagsmeldepflichteinführungsgesetz - BTaMeldEG) soll bereits nächste Woche in erster Lesung im Bundestag behandelt werden und spätestens in zwei Wochen in Kraft treten. Dem Terrorismus in Deutschland werde damit erstmals wirkungsvoll ein Riegel vorgeschoben, betonte der Regierungssprecher."

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11.9.07

ohne kommentar

"Wie schaffen es die Betreiber eigentlich, so viel Platz mit einem derart bescheidenen Warenangebot zu füllen?"



[Die FAZ über deutsche Supermärkte]

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finanzpolitik - zwei perspektiven

So stellt sich unsere Regierung ihre Finanzpolitik vor:



Etwas nüchterner könnte man es allerdings auch so sehen:



Jedenfalls hat das Regierungsfilmchen im Gegensatz zum zweiten Spot - nach Auskunft des Finanzministeriums - eine Botschaft. Man kann sie in einem eigens hierfür eingerichteten FAQ nachlesen.

Hier ein Auszug:
1. Welche Geschichte erzählt der Film?

Der Titel „Raus aus der Schuldenfalle. Nutzen wir den Aufschwung“ spricht zwar für sich. Die künstlerische Umsetzung ist allerdings komplexer. Hier greifen mehrere Szenen ineinander.

In einem typischen deutschen Wohnzimmer rennt zu Beginn ein Hamster im Hamsterrad. Diese Szene (Rennen im Rad) symbolisiert die leider bislang erfolglosen Bemühungen, Neuverschuldung zu vermeiden oder den Schuldenberg auf dem Deutschland sitzt, abzutragen. Trotz dauerhafter Bemühungen (Rennen) sind wir kein Stück vorangekommen.

Die Mutationsszene zeigt die bedrohliche Seite der erfolglosen Bemühungen der Staatsverschuldung Herr zu werden. Genau wie der Hamster wächst auch sie dramatisch und bedroht die Handlungsfähigkeit des Staats. [...] Die Zinslast/Die Staatsverschuldung erreicht filmisch schließlich ein Niveau, das den „Rahmen“ (Hamsterkäfig) sprengt.

Die dritte Szene, zeigt den aus dem Laufrad befreiten Hamster. Der Weg in die Freiheit wird sprachlich prägnant vermittelt „Raus aus der Schuldenfalle. Nutzen wir den Aufschwung“.

11. Kamen bei der Produktion des Films Tiere zu Schaden oder wurden misshandelt?

Nein.
Mit 220.000 Euro Produktionskosten (exkl. Mehrwertsteuer) ist der "viral spot" nach Angaben des Ministeriums übrigens "deutlich günstiger als eine ganzseitige Anzeige in einer großen Boulevardzeitung". Neben den Gehältern für Regisseur und Hauptdarsteller dürfte das Geld vor allem in den detailgetreuen Nachbau des "typisch deutschen Wohnzimmers" geflossen sein.

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10.9.07

nanu?

Auf der Bundesgartenschau philosophiert Bundeskanzlerin Merkel über Freiheit, Natur und China:
"Mit der Natur ist es ja ein bisschen so wie mit der Freiheit: Wenn man sie nicht hat, vermisst man sie, wenn man sie im Überfluss hat, wird man manchmal geneigt sein, sie nicht so sehr zu schätzen. Da ich gerade von einer Reise nach China zurückgekommen bin, kann ich sagen: Wenn Natur fehlt, dann hat man doch sehr, sehr viel verloren."
Künftig werden deutsche Delegationen in China wohl nicht mehr darum herumkommen, die andauernde Verletzung der Blumenrechte in diesem autoritären Staat nachdrücklich zu kritisieren.

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9.9.07

von marx zur muppet show

Schade, das am besten zum heutigen Zitat passende Blog hat sich vor ein paar Wochen ganz unspektakulär abgemeldet. Aber es ja gibt noch genug andere, auf die die inzwischen 20 Jahre alte Analyse von Bernd Guggenberger wie die Faust auf's Auge passt.
"Jede Generation braucht ihre Wand, gegen die sie solange mit dem Kopf anrennen kann, bis sie es lustiger findet oder auch nur weniger schmerzhaft, die Tür zu benutzen. Es ist kein Zufall, dass sich die smarten Nachwuchszyniker so erbarmungslos an ihren intellektuellen Altvorderen von der 68er-Bewegung und deren Erben reiben. (...) Von Marx zur Muppet-Show (...) - auch das kann man, offensichtlich, als Fortschritt buchen."


[Bernd Guggenberger, Sein oder Design - Zur Dialektik der Abklärung, 1987, S. 84]

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7.9.07

déjà vu

Sinnreich bist du, die Sprache von
fremden Wörtern zu säubern,
Nun so sage doch, Freund, wie
man Pedant uns verdeutscht
Komisch eigentlich, dass schon Goethe und Schiller unseren obersten Sprachpfleger, den Zwiebelfisch Bastian Sick, kannten. Ich dachte immer, Zeitreisen seien gar nicht möglich.

Oder meinten sie vielleicht jemand anderen? Nein, ausgeschlossen. Wer das hier schrieb, kann wirklich nur den Herrn BS im Sinn gehabt haben:
Was das entsetzlichste sei von
allen entsetzlichen Dingen?
Ein Pedant, den es jückt, locker
und lose zu sein

[Goethe und Schiller, Xenien, Nr. 152 und 37]

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4.9.07

"ich habe nichts zu verbergen" - oder: wer ist eigentlich für die online-durchsuchung?

Statistische Aussagen bilden immer nur einen winzigen, oft verzerrten Ausschnitt der Wirklichkeit ab. Trotzdem werden sie uns meistens als objektive Wahrheiten präsentiert. Vor allem in den Berichten der Meinungsforschungsinstitute.

So zeigt eine aktuelle N24-Emnid-Umfrage, dass 62 Prozent der Bundesbürger gegen die online-Durchsuchung von Computern sind. 36 Prozent hingegen finden, dass das BKA ruhig auf privaten Festplatten stöbern soll - auch ohne richterliche Erlaubnis. Betrachtet man ausschließlich diese Zahl, dann könnte man annehmen, dass ein gutes Drittel unserer Landsleute rein gar nichts zu verbergen hat. Jedenfalls nicht auf dem PC.

Doch halt! Da gibt es ja noch eine zweite Zahl. Ebenfalls am heutigen Tag teilen uns nämlich ARD und ZDF in ihrer Onlinestudie 2007 mit, dass momentan 62,7 Prozent der Deutschen das Internet nutzen, während 37,3 Prozent lieber offline bleiben.

Fällt uns da etwas auf? 62 Prozent der Deutschen gehen online und ziemlich genau derselbe Anteil ist gegen die online-Durchsuchung. 37 Prozent bleiben offline und wiederum derselbe Anteil findet die online-Durchsuchung völlig in Ordnung.

Denn sie sind davon ja nicht betroffen.

Das ist das Sankt-Florian-Prinzip in Reinform.

[beide Studien via netzpolitik.org]

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