vollkasko-fußball

Zwar erscheint es zunächst als einigermaßen absurd, dass die Politik, die kaum in der Lage ist ihre eigentlichen Kernaufgaben zu erfüllen, jetzt auch noch die Verantwortung für das Abschneiden einer nicht gerade überzeugenden deutschen Fußballnationalelf an sich ziehen möchte. Wirklich überraschend ist dieses Anliegen aber nicht. Es spiegelt vielmehr die weitverbreitete Überzeugung wider, dass das politische System immer dann (und nur dann) zuständig ist, wenn andere Teile der Gesellschaft ihre Probleme nicht mehr alleine lösen können. Geht es den Bauern gut, stört Politik nur, bricht aber eine Geflügelpest aus, so muss die Politik unverzüglich "Entschädigung" zahlen. Laufen die Geschäfte der Banken und Versicherungsgesellschaften gut, dann stört der Staat nur, haben sie sich aber an der Börse verspekuliert, dann muss die Politik einspringen und die Ersparnisse der kleinen Leute retten. Gelingt es dem Deutschen Fußballbund nicht, ausreichend guten Nachwuchs zu fördern und einen kompetenten (und manchmal auch physich präsenten) Fuballtrainer zu finden, dann muss der Bundestag einspringen. Warum aber lässt sich die Politik darauf ein?
"Als gerufene Kraft, die Verhältnisse in Ordnung zu bringen, wirkt (die Politik) hauptsächlich dadurch, dass sie dem Appellieren an Politik keine Schranken zieht. So reproduziert sie Hoffnungen und Enttäuschungen und lebt davon, dass die Themen, an denen dies geschieht, hinreichend schnell ausgewechselt werden können" (Niklas Luhmann, Ökologische Kommunikation).Wider besseren Wissens glauben einige deutsche Politiker also offenbar selbst daran, alle ungelösten gesellschaftlichen Probleme lösen zu können. Was aber bedeutet das für den deutschen Fußball und die anstehende Weltmeisterschaft? Was genau kann die Politik tun, damit Deutschland bei der WM eine Chance hat? Um die entfesselten Kräfte der Globalisierung zu zähmen, bleibt dem ums Wohl der deutschen Fußballfans besorgten Parlament nur eine Option: es muss schnellstmöglich ein Gesetz verabschieden, das alle Nationalmannschaften verpflichtet ausschließlich mit deutschen Spielern anzutreten. Nur so kann der Globalisierungsdruck verringert und die deutsche Fußballnationalmannschaft wirksam vor Wettbewerbsnachteilen geschützt werden.
Labels: globalisierung, politik, the world according to luhmann
2 Comments:
Glaube versetzt ja manchmal Berge. Was nicht immer hilfreich ist, wenn der Weg vorher frei und danach von seltsamem Geröll verstellt ist... :)
Was mich viel mehr stört, sind Manschaften wie Inter Mailand, die in der Startformation eines CL Spiels einen einzigen Italiener aufstellen. Oder auch Chelsea. ähm haben die überhaupt Engländer in den Reihen?
Der Globalisierungsdruck macht auch nicht vor dem Fussball halt.
Vielleicht sollte man Einheimische mehr subventionieren.
Kommentar veröffentlichen
<< Home