alles bleibt anders
Bis vor vier Wochen war Deutschland Fußball-Vize-Weltmeister. Jetzt sind wir nur noch Dritter, aber wir feiern, als hätten wir den Titel gewonnen. Dazwischen liegt ein vierwöchiges Paradebeispiel für das, was Politikwissenschaftler "erfolgreiches Scheitern" nennen.
Die Theorie des erfolgreichen Scheiterns besagt, dass es in modernen Gesellschaften so viele vertrackte und kaum lösbare Probleme gibt, dass man es schon als Erfolg verzeichnen kann, wenn jemand so tut als könne er sie lösen. Die Politik unterstützt das, indem sie Organisationen gründet oder fördert, die eigentlich ineffizient sind und ihre Ziele nicht erreichen, deren Erfolg jedoch darin besteht, die Politik aus der Schusslinie der Kritik zu nehmen. Als Beispiele werden gemeinnützige Verbände genannt, die Aktivität suggerieren, wo Passivität vorherrscht, oder die Landesmedienanstalten, die für ein qualitativ hochwertiges Angebot der privaten Rundfunk- und Fernsehsender sorgen sollen, in Wirklichkeit aber nur eklatante Qualitätsunterschiede verschleiern. Kern des erfolgreichen Scheiterns ist, dass zwar alles beim Alten bleibt, es am Ende aber allen besser geht.
Ersetzt man nun die Begriffe "Politik" durch "Deutschen Fußball-Bund" und "erfolgreich scheiternde Organisation" durch "Jürgen Klinsmann", dann könnte es sein, dass wir gerade Zeugen eines eindrucksvollen Falles von symbolischem Aktionismus geworden sind. Vielleicht, so der nicht ganz unbegründete Verdacht, hat sich an den Grundproblemen des deutschen Fußballs in den letzten zwei Jahren überhaupt nicht viel verändert. Vielleicht ist der dritte Platz bei der WM - genauso wie der zweite vor vier Jahren - hauptsächlich der Psychologie und Wettkampfstärke einer traditionellen Turniermannschaft geschuldet ... Vielleicht ist diesmal aber auch alles ganz anders.
Ob sich der deutsche Fußball unter Klinsmann wirklich grundlegend verändert hat oder nur wahnsinnig erfolgreich gescheitert ist, weiß im Moment wahrscheinlich nur Klinsmann selbst. Seine Entscheidung, ob er als Bundestrainer weitermacht oder nicht, ist der verlässlichste Indikator dafür, wie es mit dem Fußball hierzulande wirklich steht. Auch deshalb hängt im Moment ganz Deutschland gespannt an seinen Lippen.
Die Theorie des erfolgreichen Scheiterns besagt, dass es in modernen Gesellschaften so viele vertrackte und kaum lösbare Probleme gibt, dass man es schon als Erfolg verzeichnen kann, wenn jemand so tut als könne er sie lösen. Die Politik unterstützt das, indem sie Organisationen gründet oder fördert, die eigentlich ineffizient sind und ihre Ziele nicht erreichen, deren Erfolg jedoch darin besteht, die Politik aus der Schusslinie der Kritik zu nehmen. Als Beispiele werden gemeinnützige Verbände genannt, die Aktivität suggerieren, wo Passivität vorherrscht, oder die Landesmedienanstalten, die für ein qualitativ hochwertiges Angebot der privaten Rundfunk- und Fernsehsender sorgen sollen, in Wirklichkeit aber nur eklatante Qualitätsunterschiede verschleiern. Kern des erfolgreichen Scheiterns ist, dass zwar alles beim Alten bleibt, es am Ende aber allen besser geht.
Ersetzt man nun die Begriffe "Politik" durch "Deutschen Fußball-Bund" und "erfolgreich scheiternde Organisation" durch "Jürgen Klinsmann", dann könnte es sein, dass wir gerade Zeugen eines eindrucksvollen Falles von symbolischem Aktionismus geworden sind. Vielleicht, so der nicht ganz unbegründete Verdacht, hat sich an den Grundproblemen des deutschen Fußballs in den letzten zwei Jahren überhaupt nicht viel verändert. Vielleicht ist der dritte Platz bei der WM - genauso wie der zweite vor vier Jahren - hauptsächlich der Psychologie und Wettkampfstärke einer traditionellen Turniermannschaft geschuldet ... Vielleicht ist diesmal aber auch alles ganz anders.
Ob sich der deutsche Fußball unter Klinsmann wirklich grundlegend verändert hat oder nur wahnsinnig erfolgreich gescheitert ist, weiß im Moment wahrscheinlich nur Klinsmann selbst. Seine Entscheidung, ob er als Bundestrainer weitermacht oder nicht, ist der verlässlichste Indikator dafür, wie es mit dem Fußball hierzulande wirklich steht. Auch deshalb hängt im Moment ganz Deutschland gespannt an seinen Lippen.
Labels: politikwissenschaft
2 Comments:
Inwiefern man das Erreichen eines Platzes unter den besten 3 Mannschaften von 32 teilnehmenden und 180 FIFA-Nationalmannschaften generell überhaupt als "Scheitern" deklarieren muss, ist auch noch eine zu klärende Frage. Zumal, wenn es doch nur 2 Minuten der fatalen Verdatterung waren, die das Glück gewendet haben. :)
Das ist es ja, was erfolgreich scheiternde Organisationen ausmacht: dass niemand ihre Leistung als Scheitern empfindet. Und das zu Recht. Weil sie tatsächlich eine enorme Leistung erbringen. Nur dass diese Leistung viel breiter und umfassender ist, als es die offiziellen Ziele vermuten lassen. Gescheitert ist die deutsche Elf nur an dem Ziel Weltmeister zu werden. Stattdessen hat sie aber viele andere Ziele erreicht, von denen sie vor dem Turnier teilweise noch gar nichts wusste (wer dachte schon vor der WM dass deutscher Turnierfußball Spielern und Zuschauern richtig viel Spaß machen kann?).
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