triebwähler
Frank Schirrmacher analysiert in der FAZ die Wahlen in Mecklenburg-Vorpommern und stößt dabei auf einen bisher unbekannten Wählertyp: den Triebwähler. Etwas verkürzt geht Schirrmachers Analyse so: Der Triebwähler ist männlich und wählt die NPD weil er keine Frau abbekommen hat.
Etwas detaillierter sieht das so aus:
Nachtrag: Gerade hat auch SpOn den Artikel übernommen.
Etwas detaillierter sieht das so aus:
"Seit 1995 haben vor allem junge Frauen die neuen Bundesländer verlassen - unter den 1,5 Millionen Menschen, die in den Westen gingen, waren überdurchschnittlich viele 18- bis 29jährige Frauen. 'Die zurückbleibenden Männer', so das Berlin Institut für Bevölkerungsentwicklung, 'sind häufig gering qualifziert und arbeitslos. Dieser Umstand beschleunigt den Bevölkerungsschwund noch. Denn Männer am sozial unteren Ende des Heiratsmarktes finden, statistisch gesehen, selten eine Partnerin zur Familiengründung'.Nach den altbekannten Stammwählern, Wechselwählern, Protestwählern und Nichtwählern betritt nun also urplötzlich der Triebwähler die politische Bühne. Die Ärzte (die Band) hatten es ja schon vor Jahren geahnt, Methusalem Schirrmacher hat dem Phänomen einen Namen gegeben. Mal sehen, wie lange es nun dauert bis die Politikwissenschaft eine vollständige Theorie des Triebwählers nachliefert.
(...) So hat sich eine Lage ergeben, die nicht auf Mecklenburg-Vorpommern beschränkt bleiben wird: daß in unzähligen Dörfern junge arbeitslose Männer mit zurückgebliebenen alten Menschen zusammenleben, nicht nur ohne Aussicht auf Arbeit, sondern auch ohne Aussicht auf eine Partnerin. Seit Klaus Theweleit die 'Männerphantasien' der Freikorpsmänner der Weimarer Republik analysiert hat, wissen wir, wie sehr die Attraktivität männerbündischer Lebensformen durch die Abwesenheit von Partnerinnen (...) steigt. Aggressivität, Gewaltbereitschaft, Mitleidlosigkeit sind vorherrschende Kennzeichen dieser Milieus, soziale Auffälligkeiten, bei denen unsere Institutionen versagen, weil sie sich auch nicht mehr durch wirtschaftliche Alimentierung regulieren lassen. Je mehr heiratsfähige Männer aus sozialen Gründen daran gehindert werden zu heiraten, weil es die Frauen dazu entweder nicht gibt oder von denen, die es gibt, keine die Zurückgebliebenen haben will, desto mehr Testosteron zirkuliert.
(...) Junge Männer ohne Zukunft sind eines, junge Männer ohne Zukunft und ohne die Chance zur festen Bindung etwas anderes; und junge chancenlosen Männer, ohne die Chance zur Heirat, ohne Arbeit und als Teil alternder Gemeinschaften sind schlichtweg explosiv.
Nachtrag: Gerade hat auch SpOn den Artikel übernommen.
2 Comments:
Können oder wollen Schirrmacher, Steingart (und ähnliche Schreihälse) nicht differenziert denken?
Wirklich phänomenal was man sich alles so zusammenschwurbeln kann, nur um sich nicht mit den tatsächlichen Ursachen auseinandersetzen zu müssen.
Und auch sehr gruselig. Besonders in Anbetracht der Plattform, die den Herren Meinungsmachern geboten wird bzw. die sie sich selber bieten.
Aber Dir, danke für dein wirklich ausgezeichnetes Blog.
Wir hätten den Osten nie dazupachten dürfen.
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