6.6.06

heimspiel

"In der Ära der Globalisierung (...) verwandelt sich Heimat in Standort".
Dieser Satz des Philosophen Peter Sloterdijk könnte die merkwürdige deutsche Mythologisierung des "Standorts" erklären. Demnach überträgt sich die emotionale Heimatbindung der Deutschen, das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit, in einem unmerklichen Prozess auf den wirtschaftlichen Standort. Die Form verändert sich, aber die Substanz bleibt erhalten. Der Standort wird zur zweiten Heimat. Dabei geht auch die Irrationalität, die das deutsche Verhältnis zur Heimat prägt, unhinterfragt auf den Standort über. Deutsche Standortpolitik ist die Folklore des 21. Jahrunderts.

Nur auf die Standortmusik und den Standortfilm in unserem Heimatfernsehen werden wir wohl noch ein paar Jahre warten müssen. Und bis dahin dürfen wir auch noch richtiges Heimweh haben falls wir uns einmal zu weit von unserem Standort entfernen sollten.

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