1.4.06

standort deutschland

Würde ein Außerirdischer nach einem zweiwöchigen Deutschlandaufenthalt inklusive Sprachkurs und intensiver Zeitungslektüre von seinen Artgenossen gefragt werden, was denn nun genau "Deutschland" sei; er würde mit ziemlicher Sicherheit antworten: "Ein Standort".

"Aber was zum extraterrestrischen Teufel ist ein Standort?" würden seine außerirdischen Freunde und Kollegen fragen. "Ein Standort, das ist ein Ort, dessen Vorzüge ohne Unterlass nach außen gepriesen und dessen Nachteile nach innen umso vehementer beklagt werden". So, oder so ähnlich könnte die Antwort unsere Aliens lauten, falls er sich während seines Aufenthalts auch wirklich die Mühe gemacht hätte, jeden Tag den Politik- und Wirtschaftsteil der wichtigsten deutschen Zeitungen zu lesen. "Ein Standort, das ist eine deutsche Fiktion, die allem anderen übergestülpt und zum Maß aller Dinge gemacht wird. Zum Beispiel wird die Fußballweltmeisterschaft in Deutschland mehr als Standortfaktor denn als Sportereignis angesehen".

Spätestens an dieser Stelle hörten die sportbegeisterten Aliens auf, ihrem Freund und Kollegen Glauben zu schenken. Seine subversiven Reiseberichte würden zensiert und das Studienprogramm "Deutschland" würde ersatzlos gestrichen. Die nächste Fußballweltmeisterschaft fände irgendwo im Weltall statt. Nur der "Standort" bliebe in Deutschland.

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1 Comments:

Anonymous Anonym said...

Hervorragend betrachtet! Jetzt habe ich auch explizite Gründe für meine bislang nur unterschwellige Abneigung gegen das Wort.

6/4/06 16:43  

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