glaube und aberglaube
Die Trennung von Staat und Aberglaube ist in Deutschland fest verankert. Anders als in England wäre es bei uns undenkbar, dass das Verteidigungsministerium vier Jahre lang die Existenz von Ufos und Außerirdischen erforscht und die Ergebnisse stolz in einem nationalen Ufo-Bericht präsentiert. Der Rückgriff auf Zauberei, Magie, kosmische Schwingungen oder andere übernatürliche Kräfte zur Erklärung politischer Phänomene, ist unseren Politikern weitgehend verwehrt.
Dasselbe gilt jedoch nicht für die Trennung von Kirche und Staat. Die neuzeitliche Säkularisierung hat Deutschland nur gestreift, Staat und Religion sind bei uns auch heute noch außergewöhnlich eng verflochten. So ermächtigt das Grundgesetz in Artikel 140 die Religionsgesellschaften "auf Grund der bürgerlichen Steuerlisten nach Maßgabe der landesrechtlichen Bestimmungen Steuern zu erheben". Gegen eine kleine Aufwandsentschädigung treiben die staatlichen Finanzbehörden die Kirchensteuer auch gleich noch mit ein. An den staatlichen Schulen ist Religion ordentliches Lehrfach und selbst christliche Feiertage werden bei uns von nichts geringerem als der Verfassung geschützt. In der deutschen Parteienlandschaft ist das "C" nach dem "D" und dem "P" der dritthäufigste Buchstabe. Weltweit einzigartig sind schließlich die knapp 30 von den staatlichen Autobahndirektionen korrekt ausgeschilderten und als Rastplätze für die Seele gestresster Raser konzipierten Autobahnkirchen.
Offenbar ist in Deutschland mit Glauben auch heute noch Staat zu machen. Aberglaube und Magie hingegen wurden bei uns erfolgreich in den privaten Bereich verbannt, wo sie immer wieder die skurrilsten Blüten treiben. Auch in dieser gegensätzlichen Behandlung von offizieller Religion und wildwüchsigem Aberglauben äußert sich vielleicht eine typisch deutsche Autoritätshörigkeit.
Dasselbe gilt jedoch nicht für die Trennung von Kirche und Staat. Die neuzeitliche Säkularisierung hat Deutschland nur gestreift, Staat und Religion sind bei uns auch heute noch außergewöhnlich eng verflochten. So ermächtigt das Grundgesetz in Artikel 140 die Religionsgesellschaften "auf Grund der bürgerlichen Steuerlisten nach Maßgabe der landesrechtlichen Bestimmungen Steuern zu erheben". Gegen eine kleine Aufwandsentschädigung treiben die staatlichen Finanzbehörden die Kirchensteuer auch gleich noch mit ein. An den staatlichen Schulen ist Religion ordentliches Lehrfach und selbst christliche Feiertage werden bei uns von nichts geringerem als der Verfassung geschützt. In der deutschen Parteienlandschaft ist das "C" nach dem "D" und dem "P" der dritthäufigste Buchstabe. Weltweit einzigartig sind schließlich die knapp 30 von den staatlichen Autobahndirektionen korrekt ausgeschilderten und als Rastplätze für die Seele gestresster Raser konzipierten Autobahnkirchen.
Offenbar ist in Deutschland mit Glauben auch heute noch Staat zu machen. Aberglaube und Magie hingegen wurden bei uns erfolgreich in den privaten Bereich verbannt, wo sie immer wieder die skurrilsten Blüten treiben. Auch in dieser gegensätzlichen Behandlung von offizieller Religion und wildwüchsigem Aberglauben äußert sich vielleicht eine typisch deutsche Autoritätshörigkeit.
Labels: deutsche tugenden
7 Comments:
Zwischen Geschichte und Autorität gibt es dann doch noch Unterschiede...
Der Kirchensteuer kann man entkommen, wenn man aus dem Club austritt (ihre Erhebung bei Arbeitslosen ist allerdings Unfug, aber auch nicht sonderlich konstitutiv). Dem Staat entstehen durch die Erhebung keine Nachteile. Einziges wirkliches Problem: Größere Glaubensgemeinschaften werden etwas, aber nur etwas bevorzugt.
Übrigens werden auch privatwirtschaftliche Betriebe an der Autobahn "korrekt ausgeschildert".
P.S. Das Verlangen nach einer Wortbestätigung zeugt von gesundem Selbstbewusstsein...
@ rayson:
Klar kann man der Kirchensteuer entkommen. Dadurch wird die Tatsache, dass die Kirche sie in Deutschland - im Gegensatz zu anderen Ländern - erheben darf und der Staat sie von den Steuerpflichtigen eintreibt, aber nicht weniger eigenartig. Die nur halbherzig vorgenommene Trennung von Staat und Kirche unterscheidet Deutschland von vielen anderen europäischen Ländern. Nur darum ging es.
Mit den "Raststätten für den Magen" hast Du Recht. Die werden natürlich ebenso ausgeschildert wie die "Raststätten für die Seele" oder andere Tankstellen.
P.S.: Die Wortbestätigung ist eine Reaktion auf meinen ersten Kommentarspam vor ein paar Tagen. Ich konnte es selbst kaum glauben ... und muss jetzt selbst jedes Mal diesen Seetest bestehen, bevor ich meinen eigenen Blog kommentieren kann.
Ist mir schon klar, worum es ging, aber ist das nicht eine Art Prinzipienreiterei?
@ rayson:
Nein. Ich bewerte ja nicht, sondern beschreibe. Deshalb gibt es in diesem Fall auch gar keine Prinzipien, auf denen ich rumreiten könnte.
Ist es also ein Fehlschluss meinerseits, dass das, was du beschreibst, du auch kritisierst? Oder mache ich da nur Implizites explizit?
@ rayson:
In diesem Fall war es keine Kritik, auch keine implizite. Eher ein Versuch, Unterschiede zwischen Deutschland und anderen Ländern festzustellen. Nur so. Weil es mich interessiert, wie Deutschland funktioniert. Herausfinden kann man das am besten im Vergleich mit anderen Ländern. Autobahnkirchen und die vom Finanzamt eingezogene Kirchensteuer sind typisch deutsche Phänomene. Ich wüsste gern, warum das bei uns so ist und anderswo nicht.
Geschichte, Tradition. Gesellschaften entstehen ja zum Glück nicht auf dem Reißbrett.
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