8.6.06

zeitempfinden

"Das Verdienst der Deutschen liegt in der guten Ausfüllung der Zeit; das Talent der Franzosen besteht darin, dass sie die Zeit vergessen machen."
Die nächsten vier Wochen werden zeigen, ob dieses fast 200 Jahre alte Zitat der französischen Fußballkommentatorin Madame de Staël unsere Nationalmannschaft auch heute noch treffend beschreibt. Dass die Deutschen - mit Ausnahme Albert Einsteins - ein eher funktionalistisches Verhältnis zur Zeit haben, wissen wir spätestens seit Sepp Herbergers bahnbrechender Feststellung, das Spiel habe 90 Minuten. Wer anders als ein Deutscher konnte auf die Idee kommen, das Fußballspiel rein funktional, also als Produkt von Dauer ("90 Minuten") und Ziel ("Das Runde muss in das Eckige") zu definieren?

Vor zwei Jahren nun ist Jürgen Klinsmann angetreten, das Minutenzählen zu beenden, die kalte Funktionalität hintanzustellen, und die reine Spielfreude als Tugend zu rehabilitieren. Sollte ihm das gelingen, wäre es ein eindrucksvoller Beleg für die begrenzte Haltbarkeit nationaler Stereotypen.

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1 Comments:

Blogger Fräulein Wunder said...

wozu die WM gut sein kann!

10/6/06 12:26  

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