zwiebelfischin
Bastian Sick, der Spiegel-Zwiebelfisch, ist in Wirklichkeit eine Frau:
"Diese schrecklichen Anglizismen! [...] Furchtbar, wie unsere kostbare, wunderbare Sprache verunstaltet wird. Denken Sie nur an den Duden-Verlag, der die deutsche Sprache einfach ändern will, nur um damit Geld zu verdienen. Wir treten unsere heilige Sprache mit Füßen. Dagegen gehe ich an. [...] Gut, manche Leute mögen mich für penetrant halten, aber ich tue nur meine Pflicht. Die deutsche Sprache ist ein moralisches Vermächtnis, wie unser Mann in Rom zu sagen pflegt. [...] Unsere Sprache ist im Begriff, wie ein krankes Tier zu verenden. [...] Viele sagen zum Beispiel 'Matrial', bis hin zur höchsten politischen Instanz. Dabei heißt es doch 'Material'. [...] Früher war man auf seine Phantasie angewiesen, las noch Grimms Märchen. Weil die Phantasie den jungen Menschen nun abgenommen wird und sie etwas Fertiges präsentiert bekommen, verflachen das Denken und die eigene Sprache" [via blogotronic].Die Gegenaufklärung, also die Tendenz gesellschaftlichen Veränderungen durch Festklammern an überholten Ansichten und schlechten Traditionen zu begegnen, nimmt langsam groteske Züge an. Und die einzige Botschaft, die ihre Protagonisten - Leute wie Eva Herman, Bastian Sick, Bernhard Bueb, Edda Moser oder Gabor Steingart - anzubieten haben, lautet "früher war alles besser" und "Mama hatte eben doch recht". Den Blick starr in den Rückspiegel gerichtet geben sie Vollgas und erzählen gleichzeitig jedem, der es hören will, wie toll sie doch sind. Und komischerweise wollen es im Moment sehr viele Leute hören.
Labels: deutsche tugenden, dialektik der belehrung
2 Comments:
letzteres liegt an der zukunftsangst und dem wunsch nach sicherheit. geht mir auch so, leider, obwohl ich weiß, daß das völliger unsinn ist. früher war, wenn man sich das mal nüchtern überlegt mitnichten alles besser. der unterschied zu heute ist aber: es ändert sich nicht mehr. das "früher" ist stabil und das ist, was man sich wünscht: stabilität.
@jensscholz
Stimmt. Früher war ja sogar die Zukunft besser. Und das liegt wahrscheinlich daran, dass inzwischen immer mehr Leute der Meinung sind, sie hätten mehr zu verlieren als zu gewinnen. Zukunft und Veränderung werden dann zur Bedrohung, Vergangenheit zum sicheren Zufluchtsort. Aber muss man dann auch noch einen draufsetzen und mit billigen Thesen und schlechten Büchern die wenige Kaufkraft verunsicherter Landsleute abschöpfen?
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