30.8.07

tod im eisbecher

Der Deutsche Dep(p)eschendienst zeigt, wie investigativer Journalismus im Jahr 2007 aussieht:
"Der Igel wuselt in Nürnberg durchs Gebüsch, als er plötzlich den Duft von Vanilleeis wittert. Er macht sich auf die Suche und findet einen achtlos weggeworfenen «McFlurry»-Eisbecher von McDonald´s. Sofort krabbelt das stachelige Säugetier in den Behälter, leckt die letzten Reste aus. Doch als er sich wieder befreien will, verhakt sich das Tier mit seinen Stacheln: Der Igel ist gefangen. Er bekommt seinen Kopf nicht mehr aus der runden Öffnung des Behälters - eine tödliche Falle."
Der Journalist greift sofort zum Telefonhörer. Konfrontiert mit den schrecklichen Vorkommnissen teilt der Konzern mit, dass die Entwicklung eines igelfreundlichen Eisbechers bereits "in den letzten Zügen" liegt. Sechs lange Jahre war "die für Igel lebensgefährliche Verpackung" im Handel. Anfang nächsten Jahres soll nun endlich Schluss sein.

Doch nun zurück zu unserem kleinen Helden, dem wuselnden, vanilleeis-liebenden stacheligen Säugetier:
"Im Gegensatz zu unzähligen seiner Artgenossen hatte das stachlige Säugetier in Nürnberg Glück: In dem Eisbecher gefangen steuerte der Igel gerade blindlings auf eine Straße zu, als Polizisten ihn entdeckten. Durch Zufall waren die Beamten auf die sich bewegende Verpackung aufmerksam geworden. Sie befreiten das Tier, das sich daraufhin offensichtlich unverletzt ins Unterholz verabschiedete."
Bleibt eigentlich nur die Frage, ob die Beamten den Todeskelch nach der Befreiungsaktion auch umweltgerecht entsorgt haben ...

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29.8.07

dienst nach vorschrift

Heimat ist mehr als nur ein Wohnort. Heimat ist Identifikation. Das weiß nicht nur die Wikipedia, sondern auch die deutsche Bundeswehr. Gerade bei ihren Auslandseinsätzen tut die Bundeswehr alles nur Erdenkliche, um ihren Angehörigen auch in der Fremde ein Gefühl von deutscher Heimat zu vermitteln. Und so kommt es, dass in deutschen Feldlagern vom Kongo bis zum Hindukusch penibel Abfälle sortiert, Vorschriften eingehalten, Raser geblitzt und Altreifen recycelt werden.

Die seit Jahren totgesagte als nutzloser Störfaktor gescholtene deutsche Bürokratie erlebt ihre überraschende Wiedergeburt als Wundermittel gegen Heimweh und Entfremdung. Vor diesem Hintergrund sollte die Bundesregierung ihr Reformprojekt Bürokratieabbau vielleicht noch einmal überdenken ...

... denn mit jeder überflüssigen Vorschrift geht auch ein Stückchen Heimat verloren.


[via Mit dem Kopf voran]

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27.8.07

schön, dass sie bei uns waren

Die Bundesregierung meldet einen neuen Zuschauerrekord beim "Tag der offenen Tür". Mehr als 175 000 Besuche. Einige davon sogar aus dem fernen China ...

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22.8.07

deutsche anmut

Die ersten Tage zurück in Deutschland sind die schlimmsten. Da fällt einem unweigerlich Nietzsche ein, wie er behutsam und verständnisvoll die fehlende Anmut unserer Landsleute beschreibt:
"Und so sind ihre Krämpfe oftmals nur Anzeichen dafür, dass sie tanzen möchten (…)".
Überhaupt fällt es schwer zu erklären, warum wir nach unserem Sommerurlaub in südlicheren Ländern immer wieder freiwillig nach Deutschland zurückkehren. Könnte es sein, dass wir es hier mit einer Art patriotischem Stockholm-Syndrom zu tun haben? Einer verzerrten Wahrnehmung der Wirklichkeit, bei der wir uns einreden, es sei unser freier Wille Melonen zu essen, die wie Gemüsegurken schmecken, und im Sommer von Hagelkörnern getroffen zu werden.

Im deutschen Jahr der Geisteswissenschaften wird es vielleicht möglich sein, eine wissenschaftlich fundierte Antwort auf diese Frage zu bekommen.

[Friedrich Nietzsche, Die fröhliche Wissenschaft, Zweites Buch, Nr. 105]

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6.8.07

ferien?

Ferien!


Noch 2 Wochen.

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