29.12.06

die bundeskuh

Das offizielle deutsche Wappentier ist der Adler. Wirft man allerdings einen näheren Blick auf den aktuellen politischen Diskurs, so scheint es, als laufe derzeit ein völlig anderes - mit nahezu gegensätzlichen Qualitäten gesegnetes - Tier dem Bundesadler den Rang ab: die Kuh. Oder besser gesagt: die Bundeskuh. Nachdem vor nicht allzu langer Zeit bereits der Bundespräsident die Parteien vor einer desaströsen Dialektik des Aufblasens und sukzessiven Melkens der deutschen Kuh gewarnt hat, drückt nun auch die Bundeskanzlerin ihre uneingeschränkte Bewunderung für dieses genügsame Nutztier aus. Im Interview mit der Zeitschrift Cicero sagt sie:
"Ich bewunderte immer, wie Kühe fast während des ganzen Jahres draußen leben und nicht frieren oder gar krank werden. Wir sind nach ein paar Stunden Regen meistens schon am Ende und schaffen auch die nur, wenn wir die entsprechende Kleidung tragen."
Könnte es sein, dass sich in der Metapher der Bundeskuh eine heimliche Sehnsucht der Regierenden nach einem pflegeleichteren Wahlvolk ausdrückt? Oder war das gar eine Vorschau auf die Regierungserklärung 2007?

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20.12.06

die qual der wahl

Das deutsche Volk muss wieder wählen. Allerdings nicht den Bundestag, sondern das Foto des Jahres 2006. Aus tausenden von Pressefotos hat die Bundesregierung zwölf ausgewählt, die nun zur Wahl stehen. Die Finalisten sind:
Mal sehen, wer gewählt wird. Dies hier ist mein Favorit.

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19.12.06

...

Demokratiedefizite lassen sich nicht einfach weggooglen.

[oder: stärkt das Internet tatsächlich die Demokratie?]

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15.12.06

es geht voran

"Deutschland steht an der Schwelle vom Nettoimporteur zum Nettoexporteur für Schweinefleisch."
[Aus der Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen "Geplante Schweinemastgroßanlagen in Deutschland"]

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14.12.06

deutsche ängste

In vielen Ländern gehört das deutsche Wort "angst" (meistens kursiv und klein geschrieben) zum erweiterten Fremdwortschatz. Verwendet wird es meist, um ein tiefsitzendes, lähmendes, und rational nur schwer fassbares Gefühl der Bedrohung darzustellen. Warum gerade das deutsche Wort hierfür in besonderer Weise geeignet scheint, erfährt man hier, hier oder hier. Vor allem aber hier, auf den Internetseiten der ersten Deutschen Angst-Zeitschrift (DAZ), die natürlich von dem in Angstfragen inzwischen omnipräsenten Bundesgesundheitsministerium gefördert wird.

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13.12.06

killerspiele

Oh nein! Auf meinem iPod ist ein Killerspiel.

[wenn das der eine oder andere Innenminister wüsste ...]

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7.12.06

ohne worte

"Der Deutsche ist ja Experte beim Blitzkrieg."
Scania Chef Leif Östling zum Übernahmeversuch durch MAN [via FAZ].

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kleine freunde erhalten geschenke

Das offizielle Pendant zu Sönke Wortmanns deutschem Sommermärchen ist da: der Abschlussbericht der Bundesregierung zur Fußball-WM 2006. Auf 210 Seiten erfahren wir alles über die "komplexen Aufgaben außerhalb des Spielfelds", denen sich die Regierung ausgesetzt sah, und lernen ein neues Wort: "WM-Kommunikation", offenbar eine Art weltweite Fanartikel-Flatrate, wie der Bericht verrät:
"Insgesamt 168 883 mit WM-Logos versehene
Kontaktpflegegeschenke wie Fußbälle, T-Shirts,
Baseball-Caps, WM-Plakate, Wimpel, Pins etc.
wurden von den Auslandsvertretungen in den
Gastländern verteilt."
[via Zeit]

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5.12.06

menschenähnliche wesen

Das Weihnachtsgeschäft wird noch mitgenommen. Dann, im Januar 2007, soll es den gewalttätigen Computerspielen, besser als "Killerspiele" bekannt, per Gesetzt an den Kragen gehen. Spiegel-online berichtet über einen Plan des bayerischen Innenministers Beckstein, den Gewaltdarstellungs-Paragraphen 131 des Strafgesetzbuchs zu verschärfen:

"Wer Computerspiele, die es den Spielern als Haupt- oder Nebenzweck ermöglichen, eine grausame oder die Menschenwürde verletzende Gewalttätigkeit gegen Menschen oder menschenähnliche Wesen auszuüben, verbreitet, [...] herstellt, bezieht, liefert [...], wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder Geldstrafe bestraft."

Ich freue mich schon auf die juristischen Auseinandersetzungen darüber, was künftig als "menschenähnliches Wesen" gelten soll und wodurch diese sich beispielsweise von unmenschlichen Wesen unterscheiden.

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1.12.06

rentenpolitik

Das Wort Altersvorsorge ist ein zusammengesetztes Substantiv. Es besteht aus den beiden Wortteilen "Alter" und "Vorsorge". Bisher hat die deutsche Rentenpolitik ihre Anstrengungen vor allem auf den zweiten Wortteil gerichtet. Politische Maßnahmen konzentrierten sich darauf, die Beiträge und Leistungen der Altersvorsorge den veränderten demographischen oder konjunkturellen Gegebenheiten anzupassen. Jetzt, wo die Grenzen dieser Politik nicht mehr zu übersehen sind, kommt es zu einem Strategiewechsel: Anstatt die Qualität der Vorsorge zu reduzieren wird nun einfach der Begriff des "Alters" neu definiert. Wie einfach das ist, zeigt die aktuelle Mitteilung der Bundesregierung zum Rentenversicherungsbericht 2006:
"Die Altersvorsorge in Deutschland ist vorbildlich. Das soll auch für künftige Generationen so bleiben. Deshalb passte die Bundesregierung das Alter für den Eintritt in die Rente an die demografische Entwicklung an."

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