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"Man kann über die Kantische Philosophie, über theologische Fragen, über Idealismus oder Empirismus streiten, ohne dass daraus jemals etwas anderes hervorgeht als Bücher."[Mme de Staël, Über Deutschland, S. 711]
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Was ist deutsch, was nicht, und was soll's
"Man kann über die Kantische Philosophie, über theologische Fragen, über Idealismus oder Empirismus streiten, ohne dass daraus jemals etwas anderes hervorgeht als Bücher."[Mme de Staël, Über Deutschland, S. 711]
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"Die deutsche Literatur ist vielleicht die einzige, die mit der Kritik angefangen hat; in allen andern sind die Meisterwerke [der Kritik] vorangegangen, in Deutschland war sie es, die [die Meisterwerke] erzeugte. [...] Verschiedene andere Nationen hatten sich seit mehreren Jahrhunderten in der schriftstellerischen Kunst ausgezeichnet, die Deutschen kamen später als alle anderen, und glaubten eben nichts Besseres zu tun zu haben, als auf der gebahnten Straße fortzuschreiten; die Kritik musste daher zuerst die Nachahmung beseitigen, um der Eigentümlichkeit Raum zu schaffen."
Labels: Bausteine einer Theorie des Deutschseins, ungetestete hypothesen
"Putzen für zwei Euro die Stunde, Haare schneiden für 3,50 - in Deutschland wird ehrbare Arbeit immer häufiger nur sittenwidrig niedrig bezahlt. Aber Hungerlöhne verstoßen gegen die Menschenwürde; sie gefährden die soziale Stabilität im Land."Nein, das ist kein neo-marxistisches Manifest, kein anti-imperialistischer Schlachtruf, kein Auszug aus dem Programmheft des Brecht-Ensembles und auch nicht der Klappentext des neuesten Gabor-Steingart-Bestsellers. Das ist die aktuelle Pressemitteilung des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales. Kaum zu glauben, dass die wunderbarste deutsche Revolutionsprosa im Jahr 2007 direkt aus der großkoalitionären Bundesregierung kommt. Dagegen sind die kaum verständlichen und nebulösen Versatzstücke linker Kapitalismuskritik, mit denen der ex-Terrorist Christian Klar vor ein paar Wochen das gesamte polit-opportunistische Etablissement schockte, nur Peanuts.
"Nicht [der] Widerstand der Bevölkerungen! Das ist zwar die nahe liegende, aber falsche Vorstellung, die sich nach den gescheiterten Referenden in Frankreich und den Niederlanden festgesetzt hat. Tatsächlich haben wir in den meisten kontinentalen Ländern nach wie vor schlafende Mehrheiten für eine Vertiefung der Europäischen Union."Na klar! Schlafende Mehrheiten! Warum ist bloß bisher noch niemand darauf gekommen? Mit dem Begriff der schlafenden Mehrheit könnte Habermas einen richtigen Treffer gelandet haben. Der Begriff hat einfach alles, was ein sozialwissenschaftliches Konzept braucht, um auch außerhalb des Elfenbeinturms erfolgreich zu sein. Er ist unpräzise, offen für die unterschiedlichsten Interpretationen, passt auf fast jede Situation und eignet sich hervorragend dazu, politische Niederlagen ohne Gesichtsverlust zu rechtfertigen. Dazu erweckt er den Anschein von Wissenschaftlichkeit und - was am wichtigsten sein dürfte - eröffnet eine bequeme Perspektive für die Zukunft: man kann getrost weitermachen wie bisher. Es muss nur gelingen, die schlafende Mehrheit zu wecken, dann wird alles gut. Wie das genau geschehen soll und warum die schlafende Mehrheit im EU-Fall ausgerechnet bei dem von Habermas vorgeschlagenen europaweiten Verfassungsreferendum aufwachen sollten, bleibt offen. Aber der eine oder andere europäische Politiker dürfte sich schon Gedanken darüber machen, wie er seine Wählerschaft in Zukunft am wirksamsten wachküssen kann.
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"Es wäre nicht vermittelbar, wenn in einer Kneipe in Kassel das Rauchen verboten, und im wenige Kilometer entfernten Göttingen wieder erlaubt wäre" [Lothar Binding, SPD, zum geplanten Rauchverbot in Kneipen und Restaurants].
Labels: staatsbürgerkunde
"Die Glaubwürdigkeit der Bundesregierung in der Umwelt- und Klimapolitik muss sich an ihrem eigenem (sic) Verhalten beim Beschaffungswesen messen lassen."Selten lagen die FDP und Umweltschutzverbände wie die Deutsche Umwelthilfe so nahe beieinander. Damit dürfte einer Ampel- bzw. Jamaica-Koalition nicht mehr viel im Weg stehen.
Labels: deutsche fragen, staatsbürgerkunde
"Die Kinderkommission [des Bundestages] hat in dieser Wahlperiode eine Reihe von Anfragen zum Thema 'Kinderlärm' erhalten und sich in diesem Zusammenhang mit der hierzu ergangenen Rechtsprechung befasst. Bau- und Verkehrslärm scheint eher akzeptiert zu sein als lautes Spielen."Das ist zwar schlimm, aber die Rettung für's kinder- und familienfreundliche Deutschland ist nicht weit. Denn wer Kinderlärm kritisiert:
"verstößt gegen Artikel 31 der UN-Kinderrechtskonvention, wonach Kinder unter anderem ein Recht auf Spiel und altersgemäße aktive Erholung haben."Wahrscheinlich werden deutsche Spielplätze und Kindergärten demnächst unter Blauhelm-Schutz gestellt.
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"In Österreich und im übrigen Deutschland werden alle Prozesse schriftlich geführt. Die Advokaten halten keine Reden. (...) Die Staatsverwaltung ist ebenso weise als gerecht; aber alles geschieht mit soviel Methode, dass es wirklich schwierig wird, zu entscheiden, ob etwas darin Menschenwerk ist. Die Geschäfte folgen aufeinander nach der Nummer; es wird um nichts von der Welt von dieser Ordnung abgewichen. Unveränderliche Regeln entscheiden überall, alles wird im tiefsten Stillschweigen betrieben; dieses Stillschweigen ist aber keineswegs die Folge der Furcht (...). Gleichwohl nimmt diese tiefe Geistes- und Seelenruhe der Rede ihr ganzes Interesse. Weder das Verbrechen noch das Genie, weder die Intoleranz noch der Enthusiasmus, weder die Leidenschaften noch der Heldenmut stören die Existenz oder erheben sie."[Madame de Staël, 1766-1817, Über Deutschland]
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"Wasser ist was Schönes, besonders, wenn man eine richtig große Badewanne hat. Diese aber ist ein furchtbar tiefes Energie-Grab, denn irgendwie muss das viele Wasser erhitzt werden. Neben der Heizung trägt die Warmwasserbereitung am stärksten zum Energiebedarf deutscher Behausungen bei. Der denkbar schlechteste Weg zum warmen Nass führt über den Boiler oder einen Durchlauferhitzer. (...) Entscheidend ist auch, wie heiß man's haben möchte: Mehr als 60 Grad Celsius muss das Wasser nicht warm sein, diese Temperatur lässt sich auch an der zentralen Warmwasseranlage einstellen. Und Baden sollte man eben nur in Ausnahmefällen: Duschen - zumal kalt! - verbraucht einfach weniger Energie und macht wach."
"Toast, Tee und Eier verschönern das Frühstück. Ihre Zubereitung indes verzehrt eine Menge Strom. Will man an Wasserkocher, Eierautomat und Toaster sparen, bietet sich nur eine Möglichkeit: fürderhin spartanisch zu frühstücken, denn zu den Kleingeräten gibt es keine Alternative. Wasser oder Eier auf dem Herd zu erhitzen, verbraucht beinahe doppelt so viel Energie. Geröstetes Brot aus dem Backofen, klingt nicht nur umständlich, sondern ist auch Stromverschwendung."
"Strahlend weiße Wäsche, flauschige Kuschelpullis und immer ein frisches T-Shirt auf dem Leib. Waschen hat nicht mehr allein mit Sauberkeit zu tun, hier geht es längst um mehr: ums Lebensgefühl. Kaum ein Kleidungsstück ist heute so dreckig, dass es unbedingt in die Trommel müsste, indes: es landet trotzdem dort - und hinterher womöglich noch im Wäschetrockner. Eine Orgie der Energieverschwendung. Nun sollte zwar niemand dazu übergehen, seine Klamotten bis zur Unerträglichkeit zu tragen. Aber der Temperaturwähler an der Waschmaschine hat auch kleine Zahlen, die von 30 bis 40 nämlich, und die reichen allemal, um ein bisschen Hautfett, Staub und Kneipenmief aus den Hemden zu spülen."Und zum toast-, tee- und eierfreien Frühstück im ungebügelten Drei-Tage-Hemd lese ich dann kalt-geduscht, glücklich und erfüllt vom wahren Sinn des Lebens meinen Grillparzer:
Eins ist, was altergraue Zeiten lehren,
Und lehrt die Sonne, die erst heut getagt:
Des Menschen ewges Los, es heißt: entbehren,
Und kein Besitz, als den du dir versagt.
Die Speise, so erquicklich deinem Munde,
Beim frohen Fest genippter Götterwein,
Des Teuren Kuß auf deinem heißen Munde,
Dein wärs? Sieh zu! ob du vielmehr nicht sein.
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"Dabei variierte der Frauenanteil zwischen den Vollzugsarten."[Mitteilung des Statistischen Bundesamts zum Anteil weiblicher Häftlinge in deutschen Gefängnissen]
Labels: x-mal deutschland
"Kann einen eine größere Bühne zu einem kleineren Helden machen?"[Sylvère Lotringer, New Yorker Gespräche, Merve Verlag]
Labels: globalisierung
"Eines Tages werden wir uns erheben und unsere Hintern werden am Stuhl kleben bleiben"[Jean Baudrillard, * 27. Juli 1929; † 6. März 2007]
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